Die in der Historie bislang ungesehene Gelderzeugung durch Zentralbanken rund um den Globus setzt sich weiter fort. Inzwischen scheint jedwede Vernunft nebst einer einstmals propagierten Fiskaldisziplin vollends aus dem Fenster geflogen zu sein.

Und so verwundert es auch kaum, dass sich vielerorts heimlich, still und leise eine wachsende Furcht vor einem bereits tot geglaubten Inflationsgespenst ausbreitet. Es ist nicht nur die aktuelle Preisentwicklung an den internationalen Rohstoffmärkten, sondern auch die in Arbeitskosten und aufmerksam beäugten Bondzinsen, die diese Erwartungshaltung nähren.

Allerorten schießt das Geldmengenangebot unterdessen durch die Decke, was langjährige Beobachter an die 1970iger und 1980iger Jahre zu erinnern beginnt. Doch anders als damals, wird es heute keinen Fed-Chef nach Art des inzwischen verstorbenen Paul Volckers geben, der die Zinsen in den USA auf zwanzig Prozent anheben wird.

Eine solche Entscheidung ist im Angesicht der weltweit ausstehenden Schuldenberge auch vollkommen ausgeschlossen, da die Wirtschaften weltweit in einem solchen Fall komplett in sich zusammenbrechen würden.

Langfristig bleibt aus Sicht von Regierungen und Notenbanken gar keine andere Alternative mehr, als den Weg der Inflationierung zu beschreiten. Nach wie vor lässt sich allerdings nicht ausschließen, dass es zuvor zu einem hoch deflationären Crash kommen könnte, auf den dann die Geldschleusen so weit geöffnet werden dürften, dass es nur noch heißen wird: Rette sich, wer kann!

Peter Schiff hatte über die letzten Jahre wiederholt darauf hingewiesen, dass es sich im Fall von Inflation lediglich um eine, wenn auch aus Sicht der meisten Menschen, sehr harte Steuer handele. Der Ökonom Karl-Friedrich Israel hatte kürzlich einmal Daten zu Rate gezogen, die aufzeigen, auf welche Weise sich diese Steuer einst auf die deutsche Bevölkerung auswirkte.

Laut offizieller Lesart sei die Inflation in Deutschland aus heutiger Sicht im Griff. So möchten es uns jedenfalls die offiziellen Regierungsstatistiken nahelegen. Danach habe die Inflation in der Bundesrepublik über die vergangenen Jahre bei durchschnittlich 1,5 % pro Jahr gelegen.

Dieser Wert liegt nach wie vor deutlich unterhalb des durch die EZB anvisierten Zielsatzes von zwei Prozent pro Jahr. Im Finanzkrisenjahr 2008 erreichte die Inflationsentwicklung in Deutschland zuletzt mit einem Anstieg auf 2,8 % ihren Höhepunkt.

Schon ein Jahr später wurde gerade einmal ein Wert von 0,2 % gemessen. Im vergangenen Jahr wurden in bestimmten Monaten gar eine negative Inflation registriert. Zum Jahresende 2020 lag die durchschnittlich gemessene Inflationsrate für das Gesamtjahr bei gerade einmal 0,4 %.

Israel warf in diesem Zusammenhang eine entscheidende Frage auf: Sind diese offiziell vermeldeten Inflationsdaten der Regierung überhaupt repräsentativ im Hinblick auf die allgemein vorherrschenden Preistrends? Diese Frage lässt sich nur schwer beantworten.

Bei der Europäischen Zentralbank bedient man sich des sogenannten Harmonisierten Indexes der Verbraucherpreise (HCIP), um die Inflationsentwicklung in der Eurozone zu messen. Es handele sich laut Israel hierbei um einen Index zur Messung des momentanen Konsums. Aus diesem Grund fokussiere sich der Index insbesondere auf die Entwicklung von Konsum- und Verbraucherpreisen, wohingegen die Preise für Kapitalgüter und zukünftige Produkte und Waren nahezu unter den Tisch fielen.

Sich des HICP bedienend, um den allgemeinen Lebensstandard der Bevölkerung zu messen, reduziere die Bürger der Eurozone daher schlichtweg auf nicht mehr als reine Konsumenten des gegenwärtigen Geschehens. Doch die Bürger seien mehr als nur das.

Auch Amerikas Zentralbanker machten denselben Fehler, Amerikas Bürger permanent als „Verbraucher“ bezeichnend. Doch wir konsumieren nicht nur in der Gegenwart. Wir sind ebenfalls Sparer und Investoren, die Konsum in der Zukunft planen. Die Lebensqualität eines jeden Einzelnen bemisst sich deshalb nicht nur anhand der Frage, was in der Gegenwart konsumiert werden kann, sondern was sich jeder Einzelne darüber hinaus auch in der Zukunft wird leisten können.

Aus eben jenem Grund sind die Entwicklungen der Preise im Kapitalgüter- wie auch im Vermögensmarktbereich genauso wichtig. Laut Israel müsse zudem die allgemeine Steuerlast Berücksichtigung finden. Denn hohe Steuern erschweren sowohl den gegenwärtigen als auch den zukünftigen Konsum.

Gleichzeitig üben öffentliche Dienstleistungsangebote wie Bildung, Gesundheit, Infrastruktur, Umweltschutz sowie eine Durchsetzung von Recht und Ordnung, welche mittels Steuern finanziert werden, einen Effekt auf den allgemein vorherrschenden Lebensstandard aus. Aus Sicht mancher Beobachter hat sich die Qualität der öffentlichen Dienstleistungsangebote über die letzten Jahre verschlechtert. Aus Sicht von anderen gilt dies hingegen nicht.

Was sich allein ablesen lässt ist die Preisentwicklung in diesem Bereich über die vergangenen Jahre. Israel bedient sich deshalb eines selbst entwickelten und alternativen Verfahrens, um die Inflationsentwicklung zu messen. Hierin enthalten sind die Preise für private Immobilien, Aktien und die aktuelle Steuerbelastung.

Es dürfte kaum eine Überraschung sein, dass die Inflationsrate in Deutschland auf dieser Basis deutlich höher liegt und stark von den offiziell vermeldeten Zahlen abweicht. Aus der nachfolgenden Tabelle geht die jährlich gemessene Durchschnittsinflation laut offizieller und davon abweichender Zahlen hervor.

 

Auf welche Weise verändert sich also der Lebensstandard der Bevölkerung? Um wie viel höher liegen heutzutage die Realeinkommen im Vergleich mit vor zwanzig Jahren? Um wie viel hat sich ein bestimmter Warenkorb derselben Qualität über die letzten Jahre verteuert?

Der alternativ berechnete Index ist im Durchschnitt um fast 1,1 Prozentpunkte schneller gestiegen als der durch die EZB verwendete HICP – und dies seit dem Jahr 1999. Über die letzten zehn Jahre haben sich diese Abweichungen mit dem Beginn der unkonventionellen Geldpolitik noch vergrößert.

Seit 2010 lag die offiziell verlautbarte Preisinflation um durchschnittlich 2,3 Prozentpunkte unterhalb des alternativ berechneten Indexes. Welche Schlüsse lassen sich hieraus aus Sicht eines Privathaushalts ziehen, dessen Mitglieder vom Angebot der eigenen Arbeitskraft abhängen?

 

Unter Bezugnahme auf Daten des sozio-ökonomischen Panels des deutschen Instituts für Wirtschaftsanalyse ist der nominale Bruttolohn pro Stunde in Deutschland zwischen den Jahren 1999 und 2017 um 1,59 % pro Jahr gestiegen.

Sich der HICP-Daten bedienend, um zu berechnen, ob die Realeinkommen mit einem positiven Einkommenswachstum einhergehen, zeigt sich, dass dies gerade einmal zu einem Wert von 0,12 Prozentpunkten pro Jahr der Fall gewesen ist.

Selbst die offiziellen Zahlen zeigen also, um welchen Grad die Inflation zu Kaufkraftverlust geführt hat. Sich des alternativen Indexes von Israel bedienend, wird deutlich, dass dieser Kaufkraftverlust im selben Zeitraum noch deutlich höher ausgefallen ist.

Sich der alternativen Inflationsberechnungsmethode bedienend, sind die Realeinkommen zwischen den Jahren 1999 und 2017 um 0,97 Prozentpunkte pro Jahr gesunken. Zwischen den Jahren 2000 und 2017 belief sich die tatsächliche Einkommenswachstumsrate gar auf einen Wert von -2,17 %.

„Was heißt das für mich konkret!?“

Daraus leitet sich ab, dass die durchschnittlichen Stundenlöhne im Jahr 2017 nur noch über eine reale Kaufkraft von 83 Prozent im Vergleich mit den durchschnittlich gezahlten Stundenlöhnen im Jahr 1998 verfügten.

Im breiten Durchschnitt können sich die Menschen also heutzutage weit weniger von ihren Stundenlöhnen leisten, wenn mehr als nur die Güter des alltäglichen Bedarfs zur Grundlage der Betrachtungen gemacht werden.

Diese Situation wird in den Vereinigten Staaten gewiss nicht anders sein. Die Inflationspolitik der Federal Reserve wirkt wie eine Besteuerung der realen Kaufkraft der breiten Bevölkerung. Im Zeitablauf wird es deshalb immer schwieriger für immer mehr gesellschaftliche Schichten, Ersparnisse für die Zukunft zu bilden und sich einem erodierenden Lebensstandard entgegen zu stemmen.

Diese Zusammenfassung für CK*Wirtschaftsfacts basiert auf einem Bericht auf der Seite von schiffgold.com

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